Es ist ein dunkles, fast vergessenes Kapitel der Schweizer Migrationspolitik: bis 2002 mussten je nach Schätzung zwischen 15’000 und 50’000 Kinder von Saisonniers in der Schweiz im Untergrund leben. Weil Gastarbeitern der Familiennachzug in den ersten Jahren untersagt war, sie die Trennung jedoch nicht aushielten, holten viele ihre Kinder heimlich zu sich. Diese lebten im Versteckten, mussten drinnen bleiben, während Gleichaltrige draussen spielten, durften nicht zur Schule – und waren nicht krankenversichert. Nicht selten wurde die Fremdenpolizei durch Hinweise aus der Nachbarschaft auf solche Kinder aufmerksam, was ihren Landesverweis zur Folge haben konnte. Rund 500’000 weitere Saisonnier-Kinder – so die neusten Berechnungen – wurden bei Verwandten in ihren Herkunftsländern untergebracht oder bei Pflegefamilien in der Schweiz und in Heimen im grenznahen Italien. Für viele Betroffene – Kinder und Eltern – war die Isolation und Trennung eine traumatische Erfahrung, über die sie lange nicht sprachen und die das Verhältnis in den Familien stark belastete.
Nun – 20 Jahre nach Aufhebung des Saisonnierstatutes – ist die Zeit des Schweigens vorbei: Anfang Oktober Jahres 2021 gründeten Betroffene einen Verein und fordern politische und gesellschaftliche Anerkennung für das verursachte Leid. Und zum ersten Mal reden nun Opfer auch in einem Dokfilm über ihre schmerzlichen Erfahrungen.